Rolf DeyhleRolf Deyhle


Rolf Deyhle



Das Fifa-Logo verhilft Rolf Deyhle zum Ehrendoktor

Über den Stuttgarter Unternehmer, seine jüngste Auszeichnung und das chinesische Shaolin-Projekt

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Das geflügelte Wort gilt auch im Blick auf den früheren Musicalmogul Rolf Deyhle, dessen Ideen in der Heimatstadt Stuttgart nicht mehr sonderlich gefragt sind - der aber im Ausland mehr denn je reüssiert.

Im Oktober feiert Rolf Deyhle einen runden Geburtstag. 70 Jahre alt wird er dann, und der Körper zeigt inzwischen durchaus Verschleisserscheinungen: die Hüfte macht Probleme. Doch wenn der Unternehmer in seinem Büro, hoch droben im siebten Stock des Möhringer SI-Zentrums, über sich und seine Aktivitäten erzählt, dann ist nichts zu spüren von Altersmüdigkeit. Wenn ich durch die Stadt gehe, dann passiert es immer wieder, dass Leute auf mich zukommen und sich bedanken, erzählt Deyhle, der in der Schwabenmetropole geboren ist: Ich hätte, so sagen sie, für Stuttgart und die Region Großes geleistet. Und das freut mich.

Solcher Zuspruch ist Balsam für manche Wunde, die dem früheren Steuerberater in der Landeshauptstadt geschlagen worden ist. Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre hat er die gewerbliche Theaterkultur bundesweit und in der Landeshauptstadt etabliert - spätestens als mit „Miss Saigon“ in Stuttgart das Musicalzeitalter eingeläutet wurde. „Stuttgart hatte damals schon eine Hochkultur mit Ballett und Oper von Weltruf, aber keinen Massentourismus“, sagt Deyhle heute. „Für ein breites Publikum gab es kein Angebot. Und das wollten wir schaffen. Es musste etwas Großes sein.“ Kommunalpolitisch war der Bau der Erlebnistempel in Möhringen samt Spielbank und Großkino umstritten. Doch der wirtschaftliche Erfolg gab den Machern zunächst recht - ehe Ende der 1990er Jahre die erste Hochphase der populären Tanz- und Musiktheaterstücke vorüber war und Deyhles Stella AG in Turbulenzen geriet. Der Firmenchef musste sein Unternehmen und andere Beteiligungen abgeben, ein Teil seiner Kunstsammlung wurde verkauft.

Viele Jahre lang machte Deyhle sich rar - was sich zuletzt aber wieder deutlich geändert hat. Immer häufiger taucht der frühere Musicalmogul bei gesellschaftlichen Anlässen auf und mischt sich auch in lokale Debatten ein. Doch während in der Schwabenmetropole seine Ideen für eine Aufwertung der Kulturmeile zwischen der Oper und der Staatsgalerie mit einem Stutengarten mitten in der Stadt und einer Anbindung durch eine weitere Überdeckelung an das Stuttgart-21-Areal wenig Anklang finden, wird Deyhles Lebensleistung im Ausland umso mehr gewürdigt - wie jüngst, als ihn die United Sports Academy in Daphne, Alabama, mit dem Titel eines Ehrendoktors bedachte. Die Auszeichnung, die wenigen Honoratioren aus aller Welt zuteil geworden ist, rekurriert insbesondere auf die Anfänge von Deyhles Karriere: nämlich seine maßgebliche Rolle beim wirtschaftlichen Aufbau des Internationalen Fußballverbandes Fifa.

Nur wenigen sind diese Aktivitäten des Rolf Deyhle präsent, der selbst bisher wenig aus dieser Zeit erzählt hat. Als dann: nicht immer prosperierte die Weltorganisation des runden Leders so wie heute. Im Gegenteil. Nur zu gut erinnert sich der gewiefte Geschäftsmann Deyhle an die Jahre 1977 und 1978, als er mehrfach in der Villa Derwald, der Fifa-Zentrale am Züricher See, mit dem damaligen Generalsekretär Horst Käser über eine Kommerzialisierung des angeschlagenen Verbandes debattierte. Prompt erhielt er den Zuschlag, den Sport-Billy und das Fifa-Logo auf Jahre hinaus zu vermarkten - zwei Markenzeichen, die Deyhle selbst entwickelt hatte und die sich als einträgliches Geschäft erweisen sollten. Episode am Rande: das Emblem mit den beiden ineinander verwobenen Erdkugeln, bis heute das offizielle Fifa-Logo, zeichnete Deyhle bei einer Zugfahrt auf einer Serviette.

Und dafür gab's jetzt also einen Ehrendoktor. Dabei hatte Deyhle zuvor schon in Kärnten die höchste Auszeichnung des Landes für Verdienste um den Gesundheitstourismus erhalten - just dort, wo er vor rund 30 Jahren das erste Golfhotel am Wörthersee eröffnet hat. In Deutschland herrscht bisher Fehlanzeige im Blick auf solche Ehrungen. „Mir macht das nichts aus“, so Deyhle: „Ich nehme das, was aus dem Ausland kommt, dankbar entgegen und bin zum Teil sehr erstaunt.“

Kein Wunder, dass das nächste Großprojekt von Deyhle, der nach wie vor Kinofilme produziert, im Ausland spielt, in China. Zusammen mit der Regierung im Reich der Mitte und mit dem Abt des Shaolin-Klosters entwickelt er eine große Show, die in allen Weltmetropolen gezeigt werden und den Menschen die Kunst und Kultur der Shaolin nahe bringen soll. Was bisher eher eine Vision gewesen ist, gewinnt an Kontur. „Die Premiere“, sagt Deyhle, „wird 2009 sein.“

Bericht der Stuttgarter Zeitung als Pdf